Hitlers Familie
Netanyahu, Hitler Didn’t Want to Exterminate the Jews
„Der Spiegel“ schreibt:
Jüdischer Hausbesitzer
Der „sympathische“ Untermieter Hitler
Adolf Hitler wohnte ganze zehn Jahre lang in einem Zimmer in der Münchner Thierschstraße, ein regelrechtes Nazi-Nest. Nun stellt sich heraus: Der Besitzer war Jude – und mochte den Antisemiten sogar.
Von Klaus Wiegrefe
08.04.2017, 16.06 Uhr
Das kleine Zimmer war schmal geschnitten, das Bett verdeckte einen Teil des Fensters. An der Wand gegenüber standen ein Stuhl, ein Tisch sowie ein rohes Regal mit Büchern. Auf dem Boden lag billiges, abgetretenes Linoleum, darauf einige kleine Teppiche.
Trotz der Kargheit hing Adolf Hitler an seinem Zimmer in der Münchner Thierschstraße 41, nur der Lärm der Tram von der nahen Haltestelle störte ihn. Knapp zehn Jahre lang wohnte er hier.
Beim Einzug 1920 war er noch ein unbekannter, mittelloser Veteran des Ersten Weltkriegs, beim Auszug 1929 bereits ein Politpromi. Zwar dümpelte die NSDAP noch als Splitterpartei vor sich hin. Aber Hitler war nach seinem Putschversuch 1923 bekannt geworden. Wegen Hochverrats musste er ein gutes Jahr ins Gefängnis, sein Zimmer in der Thierschstraße behielt er in dieser Zeit.
Nun hat der Münchner Historiker Paul Hoser das Leben Hitlers in dem fünfgeschossigen Haus erforscht(*). Dabei stellte sich heraus, dass der Eigentümer Hugo Erlanger Jude war und den Untermieter Hitler offenbar mochte.
1934 erzählte Erlanger jedenfalls einem Hitler-freundlichen Biografen namens Heinz A. Heinz: „Ich muss zugeben, dass ich Hitler ganz sympathisch fand. Ich begegnete ihm oft auf der Treppe oder am Eingang – meistens schrieb er gerade etwas in ein Notizbuch – und üblicherweise wechselte er mit mir recht freundlich einige unverbindliche Worte. Er gab mir nie das Gefühl, dass er mich anders als andere Leute betrachtete.“ Erlanger war acht Jahre älter als der NSDAP-Chef und wie dieser ein ehemaliger Kriegsfreiwilliger. Der Großhändler führte einen Laden im Erdgeschoss. Das Haus erwarb er wenige Monate nachdem Hitler sich dort eingerichtet hatte. Es wurde bald zu einem Nazi-Nest.
Hitler empfing Mitarbeiter, andere Putschisten, Anhänger. Etwa Philipp Bouhler, ab 1939 Beauftragter für die systematische Ermordung von Kranken und Behinderten. Oder Wilhelm Frick, Innenminister im „Dritten Reich“ und 1946 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit hingerichtet. Und die getreue Winifred Wagner, Schwiegertochter Richard Wagners und später Leiterin der Bayreuther Festspiele.
Dabei wohnte Hitler nur zur Untermiete. Die Reicherts hatten den 31-Jährigen aufgenommen, eine Familie, die er rasch für sich einnahm. 1920 trat Vater Ernst, der im Weinhandel arbeitete, in die NSDAP ein.
Man ging familiär miteinander um. Hitlers damaliger Vertrauter Ernst Hanfstaengl durfte auf dem Klavier der Reicherts spielen, Hitler wiederum verlieh Grammophon und Bücher. 1925 übernahm er ein zweites Zimmer und nutzte dann auch den Korridor als Vorzimmer. Dort schlief gelegentlich sein Adjutant auf einem Sofa.
Einige Bewunderinnen haben später über einen Besuch bei ihrem Idol berichtet. Zunächst warteten sie im Wohnzimmer der Reicherts auf sein Kommen. Schließlich erschien er und bat sie in sein Arbeitszimmer. Sie nahmen auf Küchenhockern Platz, dann schwadronierte er los. Angeblich waren die Frauen hingerissen: „Er schaute mir so tief und warm in die Augen, dass es mich jäh durchfuhr: Auf mich sollst du dich in Ewigkeit verlassen können!“ Hauseigentümer Erlanger ignorierte den Trubel: „Da ich Jude bin, habe ich mich so wenig wie möglich um die Aktivitäten meines Hausbewohners und der Nationalsozialisten gekümmert.“ Es gibt auch einige andere Fälle, in denen sich Hitler gegenüber Juden höflich oder sogar freundlich verhielt.
Manchmal aus Dankbarkeit. Etwa im Fall des Hausarztes seiner Mutter, die 1907 an Krebs verstorben war. Der Mediziner hatte sich um die Kranke bemüht und eine sehr faire Rechnung geschrieben. Der 18-jährige Hitler versprach, er werde „ewig dankbar“ sein. Nach dem Anschluss Österreichs 1938 bot er dem Arzt an, „Ehrenarier“ zu werden. Der Mann lehnte ab und emigrierte 1940 in die USA.
Ein anderes Beispiel ist aus dem Frühjahr 1922 überliefert. Hitler saß mit Spießgesellen im Café Hofgarten in München zusammen, am Nebentisch der jüdische Schriftsteller Lion Feuchtwanger mit Begleitung. Als Feuchtwangers Runde zahlte, sprang Hitler auf und nahm dem Literaten den Mantel aus der Hand: „Darf ich, Herr Doktor?“ Dann half er dem überraschten Feuchtwanger hinein.
Schauspielerei? Ein zynischer Scherz? Historiker Hoser vermutet, Hitlers Judenhass habe sich „nicht so sehr gegen reale Einzelpersonen als gegen ein verzerrtes, seiner Fantasie entsprungenes Phantombild des Juden“ gerichtet. Eine These, die schon der Hitler-Biograf Alan Bullock vertrat.
Erlanger verlor 1934 seine Immobilie an die Stadt München. Die Umstände sind unklar, vermutlich sollte vertuscht werden, dass Hitler bei einem Juden gewohnt hatte.
1938 wurde Erlanger vorübergehend im KZ Dachau eingesperrt, später musste er Zwangsarbeit in Bayern leisten. Weil er mit einer Nichtjüdin verheiratet war, entging er der Deportation in ein Vernichtungslager und überlebte den Holocaust.
Seinen Untermieter hat er nie wiedergesehen.
(Zitatende,
Quelle:
https://www.spiegel.de/spiegel/adolf-hitler-hatte-in-muenchen-bis-1929-einen-juedischen-vermieter-a-1142428.html )
Wikipedia schreibt über Edeljuden und Ehrenarier:
Im Zusammenhang mit den Ausnahmeregelungen und Besserstellungen wird gelegentlich auch von einer „Ernennung zum Ehrenarier“ gesprochen. Beate Meyer verwendet das Wort „Ehrenarier“ nur beiläufig für Ausnahmefälle, bei denen sich „verdiente Weggefährten“ mit jüdischem Hintergrund direkt oder über prominente Fürsprecher an die Partei-Kanzlei oder persönlich an Hitler wandten und ohne förmliches Verfahren eine Statusverbesserung erreichten. Steiner und Cornberg weisen darauf hin, dass es den Begriff „Ehrenarier“ amtlich nicht gab und er nur umgangssprachlich gebräuchlich war.
Über den hochrangigen Luftwaffenoffizier Erhard Milch war unter den Zeitgenossen das Gerücht verbreitet, er sei von Hermann Göring zum „Ehrenarier“ gemacht worden, nachdem Zweifel an der Vaterschaft seines Vaters, eines Beamten jüdischer Herkunft, aufgetaucht waren. Infolgedessen wurde seine Abstammung von der Reichsstelle für Sippenforschung begutachtet. Der Hamburger Gauleiter Karl Kaufmann erklärte zwei „halbjüdische“ Stiefkinder eines von ihm protegierten Antragstellers für „arisch“ und kassierte dabei eine großzügige Spende für eine Stiftung, die er persönlich kontrollierte. Joseph Goebbels versah mehr als 275 Künstler, die als „jüdisch versippt“ oder „Mischling“ galten, mit Sondergenehmigungen zur weiteren Berufsausübung; eine förmliche Statusverbesserung war damit aber nicht verbunden.
Stéphanie zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (1891–1972) wurde von Hitler „liebe Prinzessin“ genannt; durch ihre strategische Heirat und eine hohe soziale Intelligenz kam sie an die Spitze der Gesellschaft. 1938 heftete der Diktator ihr persönlich das goldene Ehrenzeichen der NSDAP an und machte sie trotz ihrer jüdischen Herkunft zur „Ehrenarierin“.
Eduard Bloch, Hausarzt von Hitlers Eltern, lehnte diese Auszeichnung ab, da er nicht bereit war, seinen Glauben zu verraten.
Im Protektorat Böhmen und Mähren hatte die tschechische Protektoratsregierung 1939 in einem Entwurf über die „Rechtsstellung der Juden im öffentlichen Leben“ vorgesehen, ausgewählte Juden wegen besonderer Verdienste von einigen Beschränkungen auszunehmen und sie damit zu „Ehrenariern“ zu erklären.
(Zitatende, Quelle wikipedia am 25.5.2023)
Geschätzte 150.000 jüdische Soldaten in Hitlers Wehrmacht
Hamburg – In der deutschen „Wehrmacht“ haben nach einer Studie des US-Historikers Bryan M. Rigg viele Soldaten jüdischer Abstammung gedient – mit falschen Papieren oder mit einer Sondererlaubnis Adolf Hitlers. „Das Überraschendste für mich war, dass es überhaupt Soldaten jüdischer Abstammung in der Nazi-Wehrmacht gab, und nicht nur einige, sondern schätzungsweise 150.000“, sagte Rigg dem ARD-„Kulturweltspiegel“, der am Sonntag (28. September) um 22.45 Uhr ausgestrahlt wird.
Am Donnerstag erschien die deutsche Ausgabe von Riggs Buch „Hitlers jüdische Soldaten“. Vier Jahre recherchierte Rigg die individuellen Schicksale von über 400 ehemaligen jüdischen Soldaten während des Zweiten Weltkrieges, interviewte sie oder ihre Verwandten. Er sammelte Fakten, um zu begreifen, welche Motive Deutsche jüdischer Herkunft hatten, die Uniform eines Regimes zu tragen, das ihre Familienangehörigen im KZ ermorden ließ.
„Was mich besonders schockierte, war, dass Hitler persönlich Tausende von hochrangigen Offizieren für ‚deutschblütig‘ erklärte,“ sagte Rigg im „Kulturweltspiegel“. Bei der Luftwaffe beispielsweise hätten es einige jüdische Soldaten sogar bis in Spitzenpositionen geschafft: So sei Generalfeldmarschall Erhard Milch, Sohn eines jüdischen Vaters, auf Betreiben Görings von Hitler „arisiert“ worden. „Milchs jüdische Abstammung war allgemein bekannt. Für die jüdischen Soldaten war das eine große Hoffnung. Sie sagten: So lange ein Halbjude Generalfeldmarschall sein kann, gibt es auch für uns noch Hoffnung.“
(Zitatende,
Quelle:
https://www.derstandard.at/story/1431284/geschaetzte-150000-juedische-soldaten-in-hitlers-wehrmacht )